Mittwoch, 26. September 2007

Etappe 05: Corte - Tavignanu-Tal - Refuge Sega

Bei Sonnenschein gehe ich nach einem Tag Pause in Corte früh los. Fünf Stunden später erreiche ich über das Tavignanu-Tal auf einer Höhe von 1166 Metern die recht moderne Refuge Sega.

Tavignanu Tal, Corica, FranceDer Weg beginnt am Ende der Straßenauffahrt zur Zitadelle. An einem Wendeplatz zweigt der Pfad von der Straße ab. Viele Tagesausflügler, mit teilweise recht schwachem Schuhwerk, bevölkern hier den Pfad, denn das wild-romatische Tavignanu-Tal ist bekannt für seine tollen Ausblicke. Auch Kletterer finden hier Abstecher zu zahllosen Kletterwänden. Anders als im noch bekannteren Restonica-Tal, dass parallel etwas weiter südlich verläuft, gibt es im Tavignanu-Tal keine Straße.

Zunächst steigt der Pfad gut 100 Meter oberhalb des Tavignanu-Flusses nur leicht bergan. Immer wieder gibt es sehr schöne Ausblicke nach unten zum Fluss und nach oben in die Berge. Recht lange bleibt Corte im Blickfeld, während das Tal weiter oben enger zu werden beginnt. An einer Stelle ist offenbar vor einigen Tagen eine Steinlawine runtergekommen und hat Teile des Weges verschüttet. Die Regionalpark-Verwaltung hat aber eine alternative Wegführung gekennzeichnet, die ein paar kleinere Klettereien zu bieten hat.



Nach dem etwa die Hälfte des Tavignanu-Tals durchwandert ist, rückt der gleichnamige Fluss von unten näher und das Tal wird deutlich enger. Wenig später führt eine massive Holzbrücke auf die andere Seite des Tavignanu. Gumpen, Becken die der Fluss in Jahrhunderten gespült hat, laden an der Stelle zum Baden ein. Obwohl die Sonne scheint, bade ich nicht, denn der Tavignanu ist im Septmeber schon eiskalt.

Tavignanu Tal, Corica, FranceNach der Brücke wird der Pfad deutlich steiler und es gibt auf einmal recht ordentliche Anstiege. Immer wieder führt der Weg in Serpentinen nach oben. Manches Mal führt er vom Tal weg in Seitentäler. Weiter oben, das Tal ist bereits sehr eng, weht heute ein heftiger kalter Wind die Berge hinunter und mir direkt entgegen. Der Wind bringt dunkle Wolken mit und das schlechte Wetter, das die Wirtin der Gîte in Corte bereits am Morgen angekündigt hatte, als die Sonne noch vom blauen Himmel schien.

Dennoch scheint weiter die Sonne als ich fast ganz oben im Tal die Refuge Sega erreiche, eine moderne Konstruktion, aus Beton, Stahl und Holz. Im Laufe des Nachmittags wird die Refuge immer voller, denn die GR20-Wanderer wurden mit Hubschraubern und Megafonen aufgefordert, den Hochgebirgsweg wegen eines drohenden Unwetters zu verlassen und die niedriger gelegenen Hütten aufzusuchen. Eine davon ist die Refuge Sega.

Mutig stellt noch so mancher GR20-Wanderer sein Zelt an der Hütte auf, während die Wolken bedrohlich dunkler werden. Bei Einbruch der Dunkelheit bricht dann ein Gewitter der Extraklasse los, mit Kugelblitzen und ohrenbetäubenden Donner im selben Moment. Die Luft kühlt sich drastisch ab. Während eben noch strömender Regen so manches Zelt wegzuspülen drohte, bricht ein Schneegestöber los, mitten im September.

Mittlerweile sind auch die letzten Zeltwanderer in die sichere Hütte gekommen. Dem Wirt der Gîte reicht das Essen nicht und auch nicht die Schlafplätze werden knapp. Er muss improvisieren, während es in der Hütte ein gemütlicher Abend wird, mit mancher Grappa-Runde und vielen Geschichten, die sich Wanderer so zu erzählen haben. Für die Meisten ist mit dem Unwetter und dem Schnee die Tour zu Ende. Für mich geht es morgen auf dem Mare a Mare weiter, den viele der GR20-Wanderer gar nicht kennen und allein deshalb auch nicht als Alternative in Betracht ziehen.

Länge: 11,5 Kilometer, 5 Stunden, 975 Höhenmeter, Max 1.210 Meter

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